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LC ASC 7/50, [6] - Typewritten letter (carbon copy) from Schoenberg to Moriz Violin, dated July 21, 1939
lassen Sie mich zuerst Ihnen sagen, dass ich es sehr bedaure, Sie an San Francisco abgeben zu müssen. Sie glauben gar nicht, wie wohl es einem tut, nach langen Pausen über geistige Angelegenheiten in geistiger Form zu sprechen. Die besseren Menschen, mit denen ich hier zusammenkomme, sind Reproduzierende, 1 die Produzierenden machen, sofern sie Talent haben, jede denkbare Konzession oder sind bereits so geboren, wie es die weitgehendsten Ansprüche nicht besser wünschen könnten. Es ist ja doch eine Wüste. Ich habe lange gebraucht, bis ich die Form für die Einführungsbriefe gefunden hatte. Ich sende Ihnen vier und wenn ich ihn rechtzeitig fertig bekomme, werde ich noch einen fünften, an Dr. Jellinek 2 beilegen: Franckenstein, Deutsch, Elkus, Rheinhardt. Lesen Sie sie, denn ich habe in jedem den Punkt erwähnt, der am meisten Aussicht bietet. Ob Sie die Briefe persönlich übergeben sollen, nach telephonischer Anfrage oder per Post, kann ich schwer entscheiden. Hertz wird das besser wissen. Aber erscheint mir am besten, wenn Sie zuerst telephonieren und unter Berufung auf "a personal letter of introduction to you from Mr. Arnold Schoenberg" um ein appointment ersuchen. Diese "Generalempfehlung" (verzeihen Sie den harten Ausdruck) habe ich auf Transparentpapier geschrieben. Sie können in jedem Blueprint Geschäft davon Blueprints, black on white für 5‒7 cents die Kopie machen lassen. Das leere Blatt kann abgetrennt werden; es dient nur als Schutzblatt. Ich habe ihren Lebenslauf auf das Hier-Wirksame reduziert uns [recte und] habe das ein bischen dramatisiert. 3 Ich glaube, ohne direkt geschmacklos zu sein, ist es für Amerika sehr geeignet. Ich wünsche sehr, dass die Briefe Ihnen nützlich sein mögen. Es wurde mir gesagt dass Elkus, der wie Deutsch und Franckenstein, Jude ist, sehr einflussreiche Beziehungen in reichen Kreisen hat und vielleicht viel helfen könnte, insbesondere, wenn er sich mit Deutsch berät ‒ ich habe ja auf das in meinem Brief angespielt. Nun habe ich auch eine Bitte an Sie: Ich habe gestern schon wieder einen jener Briefe von meinem Sohn bekommen in denen er Geld von mir verlangt. Ich möchte ihm durch Schirmer etwas senden lassen. Da Sie mir aber sagten, dass man einen weit besseren, als den offiziellen Dollarkurs bekommen kann, würde ich gerne davon Gebrauch machen und bitte Sie mir zu sagen, wie ich das tun kann. Mein Sohn schreibt er hat 500 Mark Schulden und is[t] mit Delogierung bedroht. Ich kann Schirmer um nicht mehr, als 50$ ersuchen und möchte doch soviel als möglich damit ausrichten. Lassen Sie bald von sich hören und grüssen Sie unbekannterweise 4 Ihre Frau von uns allen. Viele herzlichste Grüsse, Ihr [unsigned] © Transcription Ian Bent, 2020 |
Let me tell you first that I am very sorry to have had to abandon you to San Francisco. You cannot imagine how much good it does one, after a long hiatus, to speak about intellectual matters in an intellectual form. The better persons with whom I associate here are of the reproducing sort, 1 who create producing persons, insofar as they have talent, every imaginable privilege; or they have already been born in a way that the most far-reaching demands could have not wished better. It is actually a desert here. It has taken a long time for me to find a suitable form for your letters of introduction. I am sending you four, and if I receive it promptly I shall enclose a fifth one for Dr. Jellinek: 2 Frankenstein, Deutsch, Elkus, Rheinhardt. Read them, for in each I have mentioned the point that will offer the best prospects. Whether you ought to hand over the letters personally, after having made a telephone enquiry, or send them by post, is something I would have difficulty in deciding. Hertz will know better what to do. But it seems to me best to telephone first and to seek an appointment with reference to [in English:] "a personal letter of introduction to you from Mr. Arnold Schoenberg." [in German:] This "generic recommendation" (pardon the crude expression) I have written on tracing paper. In any blueprint shop, you can have [in English:] blueprints black on white [in German:] made from it for 5 to 7 cents per copy. The empty leaf can be removed; it serves only as a protective cover. I reduced your curriculum vitae to what will be effective in the here and now, and have dramatized it a bit. 3 I believe that, without being downright tasteless, it is very appropriate for America. I very much wish that these letters may be useful for you. I was told that Elkus, who like Deutsch and Frankenstein is Jewish, has very influential connections in wealthy circles and could perhaps help a great deal, especially if he seeks advice from Deutsch ‒ I have indeed alluded to this in my letter. Now I have a request for you: Yesterday I received yet another of those letters from my son, in which he asks for money from me. I would like to have something sent to him by way of Schirmer. But since you say that one can do better than the official dollar exchange rate, I would like to make use of this and I ask you to tell me how I can do so. My son writes that he has debts of 500 Marks and has been threatened with eviction. I cannot ask Schirmer for more than $50 and yet I would like to obtain as much as possible from them. Let me hear from you soon; and send greetings to your wife from all of us, though we have not met. 4 Most cordial greetings, Your [unsigned] © Translation William Drabkin, 2020 |
lassen Sie mich zuerst Ihnen sagen, dass ich es sehr bedaure, Sie an San Francisco abgeben zu müssen. Sie glauben gar nicht, wie wohl es einem tut, nach langen Pausen über geistige Angelegenheiten in geistiger Form zu sprechen. Die besseren Menschen, mit denen ich hier zusammenkomme, sind Reproduzierende, 1 die Produzierenden machen, sofern sie Talent haben, jede denkbare Konzession oder sind bereits so geboren, wie es die weitgehendsten Ansprüche nicht besser wünschen könnten. Es ist ja doch eine Wüste. Ich habe lange gebraucht, bis ich die Form für die Einführungsbriefe gefunden hatte. Ich sende Ihnen vier und wenn ich ihn rechtzeitig fertig bekomme, werde ich noch einen fünften, an Dr. Jellinek 2 beilegen: Franckenstein, Deutsch, Elkus, Rheinhardt. Lesen Sie sie, denn ich habe in jedem den Punkt erwähnt, der am meisten Aussicht bietet. Ob Sie die Briefe persönlich übergeben sollen, nach telephonischer Anfrage oder per Post, kann ich schwer entscheiden. Hertz wird das besser wissen. Aber erscheint mir am besten, wenn Sie zuerst telephonieren und unter Berufung auf "a personal letter of introduction to you from Mr. Arnold Schoenberg" um ein appointment ersuchen. Diese "Generalempfehlung" (verzeihen Sie den harten Ausdruck) habe ich auf Transparentpapier geschrieben. Sie können in jedem Blueprint Geschäft davon Blueprints, black on white für 5‒7 cents die Kopie machen lassen. Das leere Blatt kann abgetrennt werden; es dient nur als Schutzblatt. Ich habe ihren Lebenslauf auf das Hier-Wirksame reduziert uns [recte und] habe das ein bischen dramatisiert. 3 Ich glaube, ohne direkt geschmacklos zu sein, ist es für Amerika sehr geeignet. Ich wünsche sehr, dass die Briefe Ihnen nützlich sein mögen. Es wurde mir gesagt dass Elkus, der wie Deutsch und Franckenstein, Jude ist, sehr einflussreiche Beziehungen in reichen Kreisen hat und vielleicht viel helfen könnte, insbesondere, wenn er sich mit Deutsch berät ‒ ich habe ja auf das in meinem Brief angespielt. Nun habe ich auch eine Bitte an Sie: Ich habe gestern schon wieder einen jener Briefe von meinem Sohn bekommen in denen er Geld von mir verlangt. Ich möchte ihm durch Schirmer etwas senden lassen. Da Sie mir aber sagten, dass man einen weit besseren, als den offiziellen Dollarkurs bekommen kann, würde ich gerne davon Gebrauch machen und bitte Sie mir zu sagen, wie ich das tun kann. Mein Sohn schreibt er hat 500 Mark Schulden und is[t] mit Delogierung bedroht. Ich kann Schirmer um nicht mehr, als 50$ ersuchen und möchte doch soviel als möglich damit ausrichten. Lassen Sie bald von sich hören und grüssen Sie unbekannterweise 4 Ihre Frau von uns allen. Viele herzlichste Grüsse, Ihr [unsigned] © Transcription Ian Bent, 2020 |
Let me tell you first that I am very sorry to have had to abandon you to San Francisco. You cannot imagine how much good it does one, after a long hiatus, to speak about intellectual matters in an intellectual form. The better persons with whom I associate here are of the reproducing sort, 1 who create producing persons, insofar as they have talent, every imaginable privilege; or they have already been born in a way that the most far-reaching demands could have not wished better. It is actually a desert here. It has taken a long time for me to find a suitable form for your letters of introduction. I am sending you four, and if I receive it promptly I shall enclose a fifth one for Dr. Jellinek: 2 Frankenstein, Deutsch, Elkus, Rheinhardt. Read them, for in each I have mentioned the point that will offer the best prospects. Whether you ought to hand over the letters personally, after having made a telephone enquiry, or send them by post, is something I would have difficulty in deciding. Hertz will know better what to do. But it seems to me best to telephone first and to seek an appointment with reference to [in English:] "a personal letter of introduction to you from Mr. Arnold Schoenberg." [in German:] This "generic recommendation" (pardon the crude expression) I have written on tracing paper. In any blueprint shop, you can have [in English:] blueprints black on white [in German:] made from it for 5 to 7 cents per copy. The empty leaf can be removed; it serves only as a protective cover. I reduced your curriculum vitae to what will be effective in the here and now, and have dramatized it a bit. 3 I believe that, without being downright tasteless, it is very appropriate for America. I very much wish that these letters may be useful for you. I was told that Elkus, who like Deutsch and Frankenstein is Jewish, has very influential connections in wealthy circles and could perhaps help a great deal, especially if he seeks advice from Deutsch ‒ I have indeed alluded to this in my letter. Now I have a request for you: Yesterday I received yet another of those letters from my son, in which he asks for money from me. I would like to have something sent to him by way of Schirmer. But since you say that one can do better than the official dollar exchange rate, I would like to make use of this and I ask you to tell me how I can do so. My son writes that he has debts of 500 Marks and has been threatened with eviction. I cannot ask Schirmer for more than $50 and yet I would like to obtain as much as possible from them. Let me hear from you soon; and send greetings to your wife from all of us, though we have not met. 4 Most cordial greetings, Your [unsigned] © Translation William Drabkin, 2020 |
Footnotes1 "Reproduzierende": i.e. performers, those who "reproduce" the creative work of others, as apart from the "Schaffende", the creative artists (as in Schoenberg's Vereinigung schaffender Tonkünstler, Society for Creative Musicians, 1904–05). 2 Not the Austrian composer Hanns Jelinek (1901‒69), who remained and died in Austria. This "Jellinek" was previously listed in LC ASC 27/45, [12], July 20, 1939. 3 = OJ 70/35, [6], July 21, 1939. 4 "unbekannterweise": this seems to confirm what was hinted in the postscript to LC ASC 27/45, [11], July 19, 1939, namely that, when Violin stayed at the Schoenbergs' house, his wife was not with him, illogical as that may seem. |