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OJ 89/5, [2] - Handwritten letter from Schenker to Hoboken, dated February 27, 1932
Es drängt mich, Ihnen noch einmal und schriftlich allerherzlichst für den Brief zu danken, den Sie mir gestern persönlich zu übergeben die Güte hatten! 2 Ich habe ihn sofort zu meinem Testament gelegt, 3 damit für den Fall, daß ich, was Gott verhüten wolle, während der Drucklegung abberufen würde, die Wittwe weiß, wo sich die Hilfe findet, die von mir gegenüber dem Verlag oder der Druckerei bei {2} der Bestellung eingegangen Verpflichtungen einzulösen. Doch will ich hoffen, daß wir Alle besten Muts das Erscheinen des großen Werkes erleben, das ohne Zweifel bestimmt ist, der Zeit u. dem Werte nach das erste Lehrbuch der Musik zu sein. Neben diesem Werke werden ‒ das ist beileibe keine neide Ruhmredigkeit, heute habe ich das Gefühl, daß ich dies auch mit Ihrer Zustimmung ausspreche ‒ nur zwei Werke ewige Geltung behalten: die G[eneral]b[aß]-Bücher von Bach Vater u. Sohn, sonst aber {3} kein Werk der Literatur mehr. Besonders danke ich Ihnen dafür, daß der mir gerichtete Betrag die Möglichkeit im Werke freier mit den Beispielen zu schalten gestattet. Doch will ich anderseits sehr fest darauf achten, daß das Werk nicht überflüssig Grenzen überschreite, daß es auch minderbemittelten Musikern u. Laien leicht zugänglich bleibe. Wollen wir der Menge, die sonst das Dunkle liebt, von Herzen gönnen, an der Taghelle des Werkes nach ihrem Vermögen teilzunehmen! {4} Und nun noch einmal: Dank, Dank, Dank! © Transcription John Rothgeb and Heribert Esser, 2016 |
I hasten to thank you most heartily and in writing for the letter that you were so good yesterday as to give me personally. 2 I have immediately placed it along with my last will and testament, 3 so that in case my time should come, God forfend, during the printing, my widow will know where to look for the aid in fulfilling the commitments I made to the publisher or the printer at {2} the time of the order. But I persist in the hope that we all will live to witness in best spirits the publication of the major work, which without doubt is destined, in terms of time and value, to be the premier text on music. Along with this work ‒ this is by no means naive boastfulness; today I have the feeling that I can say this with your agreement ‒ only two works maintain eternal value: the thoroughbass books of Bach father and son, and {3} not a single other work of the literature. I thank you especially that the sum allotted will make it possible for me to be more liberal with the examples. But on the other hand I will take extra care that the work not unnecessarily exceed limits, that it remain easily affordable also for less affluent musicians and amateurs. Let us generously grant the masses, who otherwise love the dark, participation, according to their abilities, in the light of day that beams from the work! {4} And once again: thank you, thank you, thank you! © Translation John Rothgeb and Heribert Esser, 2016 |
Es drängt mich, Ihnen noch einmal und schriftlich allerherzlichst für den Brief zu danken, den Sie mir gestern persönlich zu übergeben die Güte hatten! 2 Ich habe ihn sofort zu meinem Testament gelegt, 3 damit für den Fall, daß ich, was Gott verhüten wolle, während der Drucklegung abberufen würde, die Wittwe weiß, wo sich die Hilfe findet, die von mir gegenüber dem Verlag oder der Druckerei bei {2} der Bestellung eingegangen Verpflichtungen einzulösen. Doch will ich hoffen, daß wir Alle besten Muts das Erscheinen des großen Werkes erleben, das ohne Zweifel bestimmt ist, der Zeit u. dem Werte nach das erste Lehrbuch der Musik zu sein. Neben diesem Werke werden ‒ das ist beileibe keine neide Ruhmredigkeit, heute habe ich das Gefühl, daß ich dies auch mit Ihrer Zustimmung ausspreche ‒ nur zwei Werke ewige Geltung behalten: die G[eneral]b[aß]-Bücher von Bach Vater u. Sohn, sonst aber {3} kein Werk der Literatur mehr. Besonders danke ich Ihnen dafür, daß der mir gerichtete Betrag die Möglichkeit im Werke freier mit den Beispielen zu schalten gestattet. Doch will ich anderseits sehr fest darauf achten, daß das Werk nicht überflüssig Grenzen überschreite, daß es auch minderbemittelten Musikern u. Laien leicht zugänglich bleibe. Wollen wir der Menge, die sonst das Dunkle liebt, von Herzen gönnen, an der Taghelle des Werkes nach ihrem Vermögen teilzunehmen! {4} Und nun noch einmal: Dank, Dank, Dank! © Transcription John Rothgeb and Heribert Esser, 2016 |
I hasten to thank you most heartily and in writing for the letter that you were so good yesterday as to give me personally. 2 I have immediately placed it along with my last will and testament, 3 so that in case my time should come, God forfend, during the printing, my widow will know where to look for the aid in fulfilling the commitments I made to the publisher or the printer at {2} the time of the order. But I persist in the hope that we all will live to witness in best spirits the publication of the major work, which without doubt is destined, in terms of time and value, to be the premier text on music. Along with this work ‒ this is by no means naive boastfulness; today I have the feeling that I can say this with your agreement ‒ only two works maintain eternal value: the thoroughbass books of Bach father and son, and {3} not a single other work of the literature. I thank you especially that the sum allotted will make it possible for me to be more liberal with the examples. But on the other hand I will take extra care that the work not unnecessarily exceed limits, that it remain easily affordable also for less affluent musicians and amateurs. Let us generously grant the masses, who otherwise love the dark, participation, according to their abilities, in the light of day that beams from the work! {4} And once again: thank you, thank you, thank you! © Translation John Rothgeb and Heribert Esser, 2016 |
Footnotes1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/5, p. 3709, February 27, 1932: "An v. Hoboken (Br. Express): Dank für das Dokument!" ("To v. Hoboken (express letter): thanks for the document!"). 2 The handing over of the document in question is recorded in Schenker's diary, ibid, February 26, 1932: "v. H. übergibt mir nun wirklich ein Schreiben, in dem er 12–15000 S. für den freien Satz auswirft! Meinen Einwand gegen die Form entkräftet er – ich nehme den Brief an." ("Hoboken actually hands me a written statement that says he will shell out 12–15,000 shillings for Free Composition! He refutes my objection to the form [of the statement] – I accept the letter."). 3 Schenker’s will and testament, dated June 18, 1929, is preserved at OJ 35/6, [1]. |