Hofgastein, 29. Juni 1935

Sehr verehrter Herr van Hoboken,

Heute erhielt ich auf dem Umweg über die U.-E. das Schreiben eines Herrn Ernst Oster, Berlin-Schöneberg, Martin Lutherstr. 72II, der sich mit rührendem Fleiß u. Eifer an die Lektüre des freien Satzes gemacht hat (Studium kann man das in dieser kurzen Zeit 1 wohl noch nicht nennen) u. ein ganz umfängliches Verzeichnis von Fehlern vorlegt hat. Er schreibt: „ . . wäre es unwürdig, ein so einzigartiges Werk wie dieses weiterhin in derartig verstümmelter Weise in die Welt gehen zu lassen. 2

Falls es Ihnen nötig erscheint, {2} können Sie ja meine Angaben von Leuten überprüfen lassen, die Ihnen dazu geeignet erscheinen.“

Wer erscheint Ihnen dazu geeignet, sehr verehrter Herr van Hoboken?

Der Herr macht sich auch dem Verlag erbötig, ein event. gedrucktes Fehlerverzeichnis zu überprüfen.

Seien Sie bitte so freundlich u. lassen Sie mich wissen, was Sie dazu meinen.

Die Belästigung werden Sie mir hoffentlich nicht übelnehmen!

Ich will hoffen, daß Sie sowohl wie die gnädige Frau sich der besten Gesundheit erfreuen u. verbleibe mit den herzlichsten Grüßen


Ihre Ihnen dankbar ergebene
[signed:] Frau Dr. Heinrich Schenker

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2018


Hofgastein, June 29, 1935

Highly revered Mr. van Hoboken,

Today I received, through the detour by way of Universal Edition, the letter from a Mr. Ernst Oster, Berlin-Schöneberg, Martin Lutherstrasse 72II, who, with touching diligence and application, has undertaken the reading (given this brief time 1 one perhaps cannot say "study") of Free Composition and has made a quite comprehensive list of errata. He writes: "it would be improper to let a work so matchless be released to the public in such a garbled form. 2

If it appears necessary to you, {2} you can of course have my comments checked by anybody you may consider qualified to do so."

Whom do you consider qualified to do so, dear Mr. van Hoboken?

The gentleman offers his services to the publisher as well to review any published errata list.

Be so kind as to let me know your thoughts on this, please.

You will, it is to be hoped, not begrudge me the imposition.

I would like to hope that both you and your dear wife enjoy the best of health, and I remain with warmest greetings


Your gratefully devoted
[signed:] Mrs. Heinrich Schenker

© Translation John Rothgeb & Heribert Esser, 2018


Hofgastein, 29. Juni 1935

Sehr verehrter Herr van Hoboken,

Heute erhielt ich auf dem Umweg über die U.-E. das Schreiben eines Herrn Ernst Oster, Berlin-Schöneberg, Martin Lutherstr. 72II, der sich mit rührendem Fleiß u. Eifer an die Lektüre des freien Satzes gemacht hat (Studium kann man das in dieser kurzen Zeit 1 wohl noch nicht nennen) u. ein ganz umfängliches Verzeichnis von Fehlern vorlegt hat. Er schreibt: „ . . wäre es unwürdig, ein so einzigartiges Werk wie dieses weiterhin in derartig verstümmelter Weise in die Welt gehen zu lassen. 2

Falls es Ihnen nötig erscheint, {2} können Sie ja meine Angaben von Leuten überprüfen lassen, die Ihnen dazu geeignet erscheinen.“

Wer erscheint Ihnen dazu geeignet, sehr verehrter Herr van Hoboken?

Der Herr macht sich auch dem Verlag erbötig, ein event. gedrucktes Fehlerverzeichnis zu überprüfen.

Seien Sie bitte so freundlich u. lassen Sie mich wissen, was Sie dazu meinen.

Die Belästigung werden Sie mir hoffentlich nicht übelnehmen!

Ich will hoffen, daß Sie sowohl wie die gnädige Frau sich der besten Gesundheit erfreuen u. verbleibe mit den herzlichsten Grüßen


Ihre Ihnen dankbar ergebene
[signed:] Frau Dr. Heinrich Schenker

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2018


Hofgastein, June 29, 1935

Highly revered Mr. van Hoboken,

Today I received, through the detour by way of Universal Edition, the letter from a Mr. Ernst Oster, Berlin-Schöneberg, Martin Lutherstrasse 72II, who, with touching diligence and application, has undertaken the reading (given this brief time 1 one perhaps cannot say "study") of Free Composition and has made a quite comprehensive list of errata. He writes: "it would be improper to let a work so matchless be released to the public in such a garbled form. 2

If it appears necessary to you, {2} you can of course have my comments checked by anybody you may consider qualified to do so."

Whom do you consider qualified to do so, dear Mr. van Hoboken?

The gentleman offers his services to the publisher as well to review any published errata list.

Be so kind as to let me know your thoughts on this, please.

You will, it is to be hoped, not begrudge me the imposition.

I would like to hope that both you and your dear wife enjoy the best of health, and I remain with warmest greetings


Your gratefully devoted
[signed:] Mrs. Heinrich Schenker

© Translation John Rothgeb & Heribert Esser, 2018

Footnotes

1 The first print-run (505 copies) of Der freie Satz was issued on May 25, 1935.

2 Here the writer edits her quotation of the text from Oster by inserting a mark indicating a paragraph-break.