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CA 121-122 - Handwritten letter from Schenker to Cotta, dated September 10, 1910
Im 2 letzten Brief an Sie, 3 worin ich Sie um eine Unterredung in Stuttgart gebeten, mag ich vielleicht nicht genau meine Absicht ausgedrückt haben. Jedenfalls ist der Titel: „Handbibliothek,“ der nur im Augenblick ein Ziel, nicht der eigentliche. Es handelt sich vielmehr um einen „Literaturanhang“ zu dem von mir bereits mehrfach in der Vorrede zu I u. zu II1 4 angekündigten III Bd. meiner „ Th. u. Ph. ,“ dem „Niedergang der Kompositionskunst.“ Folgerichtig ausgebaut müßte nämlich 5 letzterer innerhalb der theoretischen Erörterungen wohl 6 auch die wichtigsten Literaturbeispiele mit sich führen. Da indessen dort die Beispiele eben nur in allzu knappen Grenzen gehalten werden müßten, wodurch aber die Beweiskraft meiner Lehren leider 7 geschmälert würde, halte ich es für durchaus notwendig, ganz hervorragende Erscheinungen in Form eben 8 eines selbstständigen Literaturanhanges zu Bd. III in gesonderten Heften herauszugeben. 9 Der Generaltitel könnte etwa lauten:
10
Das Heftchen würde auch einzeln zu haben sein, was sowohl für die Verbreitung der Lehre, als auch in geschäftlicher Hinsicht von großem Vorteil wäre! Anderseits stellen diese Bändchen 12 derart in sich 13 abgeschlossene kleine Monographien dar, daß sie wohl auch ohne Kenntnis des III. Bd., also auch vor dessen Erscheinen mit Nutzen gelesen u. studiert 14 werden können! Zu einer vorzeitigen Publikation bin ich außerdem bereits gezwungen(!) 15 durch die Haltung meiner 16 Vorrede zu II1 , die ich S. I–VIII nachzulesen bitte. 17 Ich möchte dieser in ihrer Art wohl einzig dastehenden u. 18 unerbittlichen Anklage ‒ vielleicht interessiert es Sie, in diesem Zusammenhange zwei Zuschriften 19 des bekannten Professors u. Senators der Kgl. Hochschule in Berlin , H. Ernst Rudorff 20 einzusehen ‒ sobald als möglich entscheidende Beweise folgen {3} lassen, wodurch übrigens auch der Erfolg des II1 in schöner Weise gestützt würde. Ich schlage daher vor, Sie mögen mir Ihren geschätzten Verlag u. zw. 21 wieder unter den für das Hauptwerk selbst vereinbarten Bedingungen auch 22 für diese Heftchen, als organische Bestandteile desselber, 23 zur Verfügung stellen, so daß schon in diesem Winter als erstes die bereits fertig gebrachte „IX Symph. von Beethoven“ 24 (vielleicht das verkannteste Werk unserer Literatur!!) erscheinen könnte. Dieses Bändchen sowohl, als auch 25 die nachfolgenden könnten dann selbstverständlich zu billigen Preisen (weil einzeln) 26 verkauft werden. 27 Das nun revidierte Mscpt zu II2 der „ Th. u. Ph. “ Sende ich alsbald nach! In Erwartung einer baldigen höflichen Gegenäußerung zeichne ich © Transcription Ian Bent, 2005, 2019 |
In my 2 last letter to you, 3 requesting a meeting in Stuttgart, I may perhaps not have expressed my intentions clearly. At any rate, the title is: "Pocket Library," which is only provisional for now, not definitive. It is, moreover, a "music-repertory appendix" to vol. III of my New Musical Theories and Fantasies , already announced several times by me in the Foreword to vol. I and vol. II/1: 4 the Decline of the Art of Composition . Logically expanded, this 5 latter would certainly 6 have to include in the course of its theoretical discussions the most important examples from the repertory. Since, however, the examples there [i.e. within Decline] would have to be kept within all-too-tight limits, and since the force of my teachings would unfortunately 7 be severely restricted as a result, I consider it critically necessary {2} to publish 9 overwhelmingly convincing evidence in the form specifically 8 of an independent music-repertory appendix to vol. III in separate booklets. The overarching title could perhaps read:
10
The booklet would also be obtainable singly, which would be of great advantage not only for the dissemination of my theory but also from the commercial point view! On the other hand, these little booklets 12 amount to in themselves[ 13 self-contained short monographs, such that they can be profitably read and studied 14 without the slightest knowledge of vol. III, hence even before the latter is out! Indeed, I am already committed (!) 15 that they should be published beforehand by the point of view put forward in my 16 Preface to Counterpoint 1, of which I urge you to look up pp. I–VIII. 17 I should like to furnish conclusive evidence {3} as soon as possible corroborating this implacable and totally unique 18 charge ‒ perhaps it might interest you in this connection to examine two letters 19 of Mr. Ernst Rudorff, the well-known Professor and Senator of the Royal High School [for Music] in Berlin. 20 The success of vol. II/1 would, by the way, be very nicely reinforced by this evidence. I therefore suggest that you might make your esteemed press available to me again 22 for these little booklets, which are organic constituents 23 of that main work, and moreover 21 under the conditions agreed for that work itself, so that the "Beethoven's 24 Ninth Symphony" (perhaps the most unappreciated work in our repertory!!), already completed, could appear as the first one as early as this Winter. This booklet, as well as 25 those that will follow, could then of course be purchased (because individually) 26 at low prices. 27 I shall be sending the newly revised manuscript for vol. II/2 of Theories and Fantasies shortly. Looking forward to an early reply, I remain © Translation Ian Bent, 2005, 2019 |
Im 2 letzten Brief an Sie, 3 worin ich Sie um eine Unterredung in Stuttgart gebeten, mag ich vielleicht nicht genau meine Absicht ausgedrückt haben. Jedenfalls ist der Titel: „Handbibliothek,“ der nur im Augenblick ein Ziel, nicht der eigentliche. Es handelt sich vielmehr um einen „Literaturanhang“ zu dem von mir bereits mehrfach in der Vorrede zu I u. zu II1 4 angekündigten III Bd. meiner „ Th. u. Ph. ,“ dem „Niedergang der Kompositionskunst.“ Folgerichtig ausgebaut müßte nämlich 5 letzterer innerhalb der theoretischen Erörterungen wohl 6 auch die wichtigsten Literaturbeispiele mit sich führen. Da indessen dort die Beispiele eben nur in allzu knappen Grenzen gehalten werden müßten, wodurch aber die Beweiskraft meiner Lehren leider 7 geschmälert würde, halte ich es für durchaus notwendig, ganz hervorragende Erscheinungen in Form eben 8 eines selbstständigen Literaturanhanges zu Bd. III in gesonderten Heften herauszugeben. 9 Der Generaltitel könnte etwa lauten:
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Das Heftchen würde auch einzeln zu haben sein, was sowohl für die Verbreitung der Lehre, als auch in geschäftlicher Hinsicht von großem Vorteil wäre! Anderseits stellen diese Bändchen 12 derart in sich 13 abgeschlossene kleine Monographien dar, daß sie wohl auch ohne Kenntnis des III. Bd., also auch vor dessen Erscheinen mit Nutzen gelesen u. studiert 14 werden können! Zu einer vorzeitigen Publikation bin ich außerdem bereits gezwungen(!) 15 durch die Haltung meiner 16 Vorrede zu II1 , die ich S. I–VIII nachzulesen bitte. 17 Ich möchte dieser in ihrer Art wohl einzig dastehenden u. 18 unerbittlichen Anklage ‒ vielleicht interessiert es Sie, in diesem Zusammenhange zwei Zuschriften 19 des bekannten Professors u. Senators der Kgl. Hochschule in Berlin , H. Ernst Rudorff 20 einzusehen ‒ sobald als möglich entscheidende Beweise folgen {3} lassen, wodurch übrigens auch der Erfolg des II1 in schöner Weise gestützt würde. Ich schlage daher vor, Sie mögen mir Ihren geschätzten Verlag u. zw. 21 wieder unter den für das Hauptwerk selbst vereinbarten Bedingungen auch 22 für diese Heftchen, als organische Bestandteile desselber, 23 zur Verfügung stellen, so daß schon in diesem Winter als erstes die bereits fertig gebrachte „IX Symph. von Beethoven“ 24 (vielleicht das verkannteste Werk unserer Literatur!!) erscheinen könnte. Dieses Bändchen sowohl, als auch 25 die nachfolgenden könnten dann selbstverständlich zu billigen Preisen (weil einzeln) 26 verkauft werden. 27 Das nun revidierte Mscpt zu II2 der „ Th. u. Ph. “ Sende ich alsbald nach! In Erwartung einer baldigen höflichen Gegenäußerung zeichne ich © Transcription Ian Bent, 2005, 2019 |
In my 2 last letter to you, 3 requesting a meeting in Stuttgart, I may perhaps not have expressed my intentions clearly. At any rate, the title is: "Pocket Library," which is only provisional for now, not definitive. It is, moreover, a "music-repertory appendix" to vol. III of my New Musical Theories and Fantasies , already announced several times by me in the Foreword to vol. I and vol. II/1: 4 the Decline of the Art of Composition . Logically expanded, this 5 latter would certainly 6 have to include in the course of its theoretical discussions the most important examples from the repertory. Since, however, the examples there [i.e. within Decline] would have to be kept within all-too-tight limits, and since the force of my teachings would unfortunately 7 be severely restricted as a result, I consider it critically necessary {2} to publish 9 overwhelmingly convincing evidence in the form specifically 8 of an independent music-repertory appendix to vol. III in separate booklets. The overarching title could perhaps read:
10
The booklet would also be obtainable singly, which would be of great advantage not only for the dissemination of my theory but also from the commercial point view! On the other hand, these little booklets 12 amount to in themselves[ 13 self-contained short monographs, such that they can be profitably read and studied 14 without the slightest knowledge of vol. III, hence even before the latter is out! Indeed, I am already committed (!) 15 that they should be published beforehand by the point of view put forward in my 16 Preface to Counterpoint 1, of which I urge you to look up pp. I–VIII. 17 I should like to furnish conclusive evidence {3} as soon as possible corroborating this implacable and totally unique 18 charge ‒ perhaps it might interest you in this connection to examine two letters 19 of Mr. Ernst Rudorff, the well-known Professor and Senator of the Royal High School [for Music] in Berlin. 20 The success of vol. II/1 would, by the way, be very nicely reinforced by this evidence. I therefore suggest that you might make your esteemed press available to me again 22 for these little booklets, which are organic constituents 23 of that main work, and moreover 21 under the conditions agreed for that work itself, so that the "Beethoven's 24 Ninth Symphony" (perhaps the most unappreciated work in our repertory!!), already completed, could appear as the first one as early as this Winter. This booklet, as well as 25 those that will follow, could then of course be purchased (because individually) 26 at low prices. 27 I shall be sending the newly revised manuscript for vol. II/2 of Theories and Fantasies shortly. Looking forward to an early reply, I remain © Translation Ian Bent, 2005, 2019 |
Footnotes1 OJ 5/6, [5] is a draft of this letter (writing of which is not recorded in Schenker's diary). Since draft and final letter are relatively similar, the two have been conflated here. This transcription and translation presents the final version, and footnotes the variants in the draft. At the head of the draft there appears, in Schenker’s hand: "an Cotta" ("to Cotta"). 2 In meinem in draft. 3 CA 118, August 19, 1910, to which Cotta had replied discouragingly in OJ 9/31, [26], August 1910. 4 "I1" in draft. 5 nämlich not in draft. 6 wohl (certainly) not in draft. 7 leider (unfortunately) not in draft. 8 eben (specifically) appears four words later in draft, before zu. 9 herauszugeben: erschienen zu lassen in draft. 10 Draft read: "Jedes dieser Heftchen würde etwa mit den Generaltitel [...] versehen, u. z. B. mit: I „IX Symphonie von Beethoven“ in Speziellen betitelt, ein solches Heftchen:" ("Each of these booklets, given the overarching title of perhaps [...] would be individually titled, e.g., I. Ninth Symphony of Beethoven, each such booklet would also ..."). 11 Whole parenthesis not in draft. 12 Bändchen: in draft: Heftchen. 13 in sich not in draft. 14 und studiert (and studied) not in draft. 15 "(!)" not in draft. 16 Draft has eigenen (own) at this point. 17 Schenker's Preface includes reference at the opening to a "decline," stating: "I plan to discuss more precisely in a later volume the decline and its causes. [...]," and again "I will prove this, as promised earlier, in as much detail as possible on another occasion," and later criticizes existing "concert guides, program books, and analyses" for failing to "come to grips with music in purely artistic terms." (transl. John Rothgeb and Jürgen Thym, 1987, Book I, pp. xvii, xviii, xxiv–xxv; original: pp. VIII, IX, XXII). 18 in ihrer Art wohl einzig dastehenden u. (totally unique) not in draft. 19 die Zuschrift (the letter) in draft. 20 The Hochschule für Musik was founded in 1869, and was part of the Akademie der Künste. Ernst Rudorff (1840–1916), German pianist, teacher, and composer; professor at the Hochschule in 1869–1910. Schenker and Rudorff conducted a lively correspondence between 1908 and 1912 (OJ 5/35, 13/37, 59/15, and see Hellmut Federhofer, Nach Tagebüchern ... (1985), pp.199–210), and were in substantial agreement over many issues, including the position of Wagner. 21 u. zwar (and moreover) not in draft. 22 auch not in draft. 23 organische (organic) not in draft, and phrase not underlined. 24 von Beethoven not in draft. 25 auch not in draft. 26 weil and parentheses not in draft, and einzeln underlined, thus reading: "could then of course be purchased individually at low prices." 27 Significantly, Schenker removed from the final version a discrete paragraph that appears in the draft at this point: "Vielleicht würde es Ihnen einmal passen, auch andere Mitarbeiter zu dieser Handbibliothek heranzuziehen!" ("Pehaps you might even care to involve other contributors in this Pocket Library!") |